…jedenfalls kann es einem so scheinen, wenn man auf dem Portal “myspace” ein Gedicht mit diesen pfui bäh “Unwörtern” als Kommentar zu einem Videoclip hochladen möchte: Ein solches Erlebnis hatte Tom de Toys, als er ein neues “mobile trash art video” auf seiner dortigen Seite hochlud. Zur Erläuterung des Vorgangs: Während ein Video “verarbeitet” wird, hat man Zeit, die Felder für Titel+Beschreibung auszufüllen – und das nutzte der Autor, um ein spontanes englischsprachiges Poem “anstelle” einer Beschreibung zu ersinnen, und weil es AUCH von Präsidenten UND Drogen handelt, entschied er sich, das Video in der Kategorie “Nachrichten und Politik” zu veröffentlichen. Es wurde SOFORT wieder gelöscht. Da dachte sich der Künstler, es läge gewiss an der EIGENTLICH falschen Kategorie (es gibt leider weder eine ausgewiesene für “poetryclips” noch für “Kunstvideos” oder für “Naturbetrachtungen”) und lud das ganze nochmals hoch, DIESMAL in der Kategorie “Unterhaltung”, da es ihm noch am naheliegendsten erschien, daß ein schönes, meditatives Lichtpunktespiel der Sonne auf dem Wasser für manchen einen alternativen Unterhaltungswert darstellen könnte. Weit gefehlt: wieder gelöscht! Letzte Option: Titel ändern, Wörter streichen, die “gefährlich” sind – und hoch das Vieh ein drittes Mal! Diesmal in der Kategorie “Extremvideos”, wo sich auch Unappetitliches sowie lustige FAST-nackte Tatsachen ansiedeln. Bingo! Akzeptiert… Allerdings ist nun eben dort nur das ZENSIERTE Gedicht zu lesen, während das korrekte ORIGINAL nun hier im ideologiefreien “Schutzraum für Lyrik” sein Unwesen treibt. Da ließe sich das Thema der von Kersten Flenter 2005 verlegten uep-Literatur-CD wieder leicht aufwälzen, daß Poesie wie “ein Virus in der Automatik der Städte” wirkt – so mancher alte Hut bleibt eben ewig jung in dieser wunderschönen neuen Welt… Hier nun das toysianische Teufelswerk, auch mit dem ursprünglichen Original-TITEL versetzt:
Tom de Toys, 4.8.2009, für myspace
COSMIC OCEAN
(Several Suns Say Shine)
a very normal day on this planet earth and the sun shines on the waters like a million galaxies i say yes THE SUN SHINES LIKE GALAXIES there are billions of stars shining thru our one and only own sun i love you sun i need you sun you are my biggest love i say yes THE SUN IS MY BIGGEST LOVE as long as i am alive and what happens afterwards is not my problem it is just the solution the sun is my very now being a real being being a life alive a life alive a simple single sun i say each human is a sun is a sun each human is more than just a human is a sun is a billion of suns is a galaxy is a whole and holy infinite universe each human is even more than universe is a part of the emptiness flowing thru it all like the waters flowing thru the brains like the energy flowing invisible thru it all thru it all thru the emptiness i say look thru the emptiness LOOK THRU THE EMPTINESS can you see any other side of the emptiness of the universe of the sun can you see the sun from the other side of the universe come on tell me if you know something tell it to the world we need your wisdom our presidents need it so much yes they need you they need us they need such enlightened beings that know that we ARE alive that we SEE the sun that we KNOW how big universe REALLY is and how crazy THE OTHER SIDE OF INFINITY feels yes we feel it and yes we want it and yes we need no more drugs to excuse our point of no points of view of points of stars of points of light of points of points of nowadays is now a days is NOW a DAYS is nowadays nowadays nooooow aaaaaa daaaayyyyyssssssssss
In der als “SUNSHINE STARS IN THE WATER” betitelten Video-Version lauten die zensierten Zeilen nun so: “we need your wisdom / we need it so much yes / we need such enlightened beings” UND “yes we need no excuse / for our point of no points of view”. So leicht lässt sich ein “neuropoelitisches” Gedicht (nämlich aus 3 Komponenten bestehend: neuro= bewußtseinserweiternd auf das Nervensystem wirkend; poetisch= gemäß welcher Poetologie auch immer; politisch= sozial-engagiert in einem freien, plastischen Sinne) in eine stinknormale schwärmerisch-spirituelle Naturbetrachtung verwandeln, die selbst Alan Watts nicht vom Zen-Hocker gehauen hätte, und Timothy Leary dreht sich sicherlich lieber für andere Dinge im kopflosen Grabe um…
ORIGINAL SOURCE: http://www.myspace.com/tomdetoys -> “Videos”
/ Tom de Toys (zuerst im L&Poe-Forum bei Facebook)